Befinden sich mehrere Baustoffe wie oben beschrieben miteinander im Feuchte-Gleichgewicht, so kann der massebezogene Feuchtegehalt %mc dieser Stoffe sehr verschieden sein, z.B. bei Putz 1-3%, Mauerstein 2-5%, Zementmörtel 5-7% und Holz 20%. Gerade Estriche oder auch Gipskartonplatten absorbieren von Typ zu Typ unterschiedlich viel Feuchtigkeit, so dass auch im völligen Feuchte-Gleichgewicht ganz verschiedene %mc-Werte existieren können.
Mineralische Baustoffe haben unterschiedliche Grenzwerte des massebezogenen Feuchtegehalts, oberhalb deren eine Schädigung des Baustoffs eintritt. Die Angabe des masse- (oder volumenbezogenen) Feuchtegehalts sagt also nichts über die mögliche Schädigung des Baustoffs oder angrenzender Baustoffe aus.
Wir haben uns daher entschlossen, an Protimeter-Geräten keine Umschaltung oder Auswahlmenüs für verschiedene Baustoffe vorzusehen. Auch zeigen unsere Geräte keinen massebezogene Feuchtegehalt %mc an (außer in Holz).
Protimeter Leitfähigkeits-Messgeräte wie der Mini oder der Surveymaster zeigen deshalb ein Holzfeuchteäquivalent (HFÄ) oder auf englisch „Wood Moisture Equivalent - WME“ an. Dieses gibt an, ob an dem gemessenen Baustoff oder den Bauteilen, die sich in der Nähe dieses Baustoffs befinden, Schimmel entstehen könnte.
Das HFÄ gibt bei der Messung von mineralischen Baustoffen den Messwert an, der in einem Stück Holz gemessen werden könnte, das sich in Kontakt und völligem Feuchte-Gleichgewicht mit dem gemessenen Baustoff befindet. Die DIN 68800 Holzschutz im Hochbau, 2.3. beschreibt, dass ein Schimmelpilzbefall bei Holz mit einem massebezogenen Feuchtegehalt von >20% möglich ist. Dabei ist es unerheblich, ob ein mineralischer Baustoff mit Holz in Verbindung steht oder nicht. Selbst wenn der mineralische Baustoff durch seine chemische Beschaffenheit gar nicht oder erst bei sehr hoher Feuchtigkeit schimmelt, wird er oft in der Lage sein, seine Feuchtigkeit mit Bodenbelägen, Randleisten, Tapeten und Möbeln auszugleichen. Für diese Bauteile könnte dann bei einem HFÄ des mineralischen Baustoffs von mehr als 20% Schimmelgefahr bestehen.
Mit Hilfe der Gleichgewichts-Feuchtetabelle von Protimeter lässt sich aber überschlägig ein %mc-Wert für einige Baustoffe ermitteln. Beispielsweise nimmt ein Stück Randleiste aus Holz in einem feuchten Raum mit 70% relativer Feuchte mit der Zeit einen massebezogenen Feuchtegehalt von 15% an, ein mit dem Holz in Kontakt stehende Gipswand ca. 0,1-0,2% und der Betonboden ca. 4,8%.
Auch können mit dieser Tabelle hygrometrische Messungen (in %rF) mit Leitfähigkeitsmessungen z.B. vom Mini miteinander in Beziehung gesetzt werden. Ist die Raumluft z.B. sehr trocken, also bei ca. 40% relativer Feuchte und man misst mit dem Stiftfeuchte-Messgerät Mini in einer Holz-Verkleidung einen HFÄ-/WME-Wert von 20%, dann kann man sicher sein, dass hier kein Gleichgewicht existiert und dass das Holz durch andere Ursachen befeuchtet wird. Stünde es mit der Raumluft im Gleichgewicht, würde der Mini für das Holz nur ca. HFÄ=9% anzeigen.
HFÄ/WME – Holzfeuchte-Äquivalent/Wood Moisture Equivalent
%mc – massebezogener Feuchtegehalt
ERH – „Equilibrium Relative Humidity“ = Feuchte-Gleichgewicht, es wird kein Wasser zwischen den beteiligten Stoffen transportiert.